Donnerstag 05. Februar, 2004
Kopftuch oder Kopftuch, das ist hier die Frage.
In einen
älteren Beitrag habe ich hier versucht die aktuelle Kopftuchdiskussion in Baden-Württemberg zu skizzieren. Leider scheint dieses Thema größere Wellen zu schlagen, als uns allen lieb und gerecht sein kann. Gestern las ich von Helmut Karasek, er hätte Angst, die Deutsche Gesellschaft würde muslimisch unterwandert. Im Grunde halte ich Karasek für einen intelligenten Menschen.
Differenzierung kann jedem Bürger nur zu gute kommen. Differenzierung bedeutet, dass kein Schubladendenken Macht über den jeweiligen Bürger ausübt. Differenzierung hält den Biertrinker vom Alkoholiker, in der allgemeinen Meinung, fern. Differenzierung kann auch, und das zeigt die aktuelle Diskussion zum Thema Kopftuch, Diskriminierung bedeuten. Während Kutte, Kreuz und Haube als religiöses Symbol toleriert werden, will man das Kopftuch als politisches Dogma erkennen.
Klar ist, dass die aktuelle Entwicklung der islamischen Extremisten auf diesem Planeten niemandem wirklich gefallen kann. Das bedeutet aber nicht, dass der Islam im Ganzen als extremistisch zu betrachten ist. Einem Staat steht es nicht zu, den Islam oder jegliche andere Religion zu beurteilen. Ein Staat hat hier keine Befugnis eine religiöse Entwicklungsstufe zu ernennen.
Aber nichts anderes passiert hier, wenn per Gesetz das tragen eines Kopftuches als politisches Bekenntnis beurteilt wird. Man kann das auch nicht damit unterstreichen, dass hier nur vom Tragen im öffentlich staatlichen Raum die Rede sei. Schließlich hätte niemand etwas dagegen, wenn eine Person in ihrem privaten Umfeld ein Kopftuch trage. Wie kann man von einem Bürger verlangen, seine im Grundgesetz verankerten Rechte und Pflichten auszuüben, und ihm im selben Augenblick einen Stempel an die Stirn knallen?
Vielleicht sollte einfach nicht nach Ausflüchten gesucht werden. Europa und leider auch die Demokratie ist heute NOCH nicht soweit, Religionsfreiheit als solche auch wirklich anzuerkennen. Auf der Strasse würde man einfach sagen, dass man keinen Bock darauf hat, muslimische Lehrerinnen in Schulen zu akzeptieren. Ob nun mit Kopftuch oder ohne. Damit würde die Sache einfach ehrlicher und vor allem verständlicher − für alle. Vergessen werden darf auch nicht, dass hier nicht von einer Türkin (das Symbol des Islam in Deutschland schlechthin) die Rede ist, sondern von einer deutschen Frau, die ihrer Berufung als Lehrerin nachging und sich religiös zum Islam bekennt.
Wie soll eine solche Lehrerin Schüler nach Grundgesetz und Lehrplan erziehen, wenn ihre Kollegen religiöse Dogmen feilbieten, während sie selbst ihre religiöse Haltung verstecken muss? Gleichheit vor dem Staat? Hier bei weitem nicht.
Die Welt muss Differenzieren und begreifen, dass der Islam nichts, aber auch absolut nichts mit islamitischen Extremisten gemein hat. Das kann und darf nicht nur von Europa aus geschehen − aber auch von hier − sondern, es muss in den Ländern passieren, in den der Islam alltäglich Â… ist.