Donnerstag 11. Mai, 2006
Folgendes ist ein Auzug aus Max Lüschers, «Die Harmonie im Team».
Die Störung der vier normalen Selbstgefühle
Wie sich ein Mensch selbst fühlt, heißt: Selbstgefühl. Es gibt vier normale Selbstgefühle:
Die Selbstachtung.
Das Selbstvertrauen.
Die Zufriedenheit.
Die innere Freiheit.
Jedes der vier normalen Selbstgefühle kann gestört sein. Statischtische Ergebnisse zeigen, dass zwei Drittel der Menschen in unserer Zivilisation unter Störungen von einem oder zwei dieser Selbstgefühle leiden. Das hat oft psychosomatische Beschwerden zur Folge. Dazu gehören auch Kreislaufkrankheiten und Herzinfarkt.
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Wer gegen seine überzeugung handelt, beleidigt seine Selbstachtung. Wer es oft tut, lebt in einer ständigen Selbstbeleidigung. Das chronische Sich-selbst-Beleidigen ist der Grund und Nährboden dafür, dass jeder harmlose und belanglose äußere Anlass als Beleidigung aufgefasst wird. Das Beleidigtsein äußert sich als Empfindlichkeit, Verletzlichkeit und kann zu Trotz und Aggressionen führen.
Es gibt zwei Wege zur Selbstbeleidigung. Beide stören die Selbstachtung und sind der Grund, weshalb man sich von anderen beleidigt fühlt. Der erste ist direkt und daher leicht zu verstehen. Es ist das Beleidigtsein des bösartigen Menschen.
Die zweite Selbstbeleidigung geschieht auf einem glorifizierten Umweg. Es ist das Beleidigtsein des profitgierigen Idealisten.
Das Beleidigtsein des bösartigen Menschen
Es ist leicht einzusehen, dass Menschen, die Böses tun, ihre Selbstachtung zerstören.
Aber auch diejenigen, die sich alltäglich durch Lügen und unwahre Ausreden, durch ein profitgieriges Ausnützen der anderen durchs Leben schlängeln, haben ein deutliches Wissen über ihr schlechtes Tun. Daher haben sie ein schlechtes Gewissen, selbst wenn sie es sich nicht eingestehen.
Mit Empörung verachten sie jeden anderen, der so handelt wie sie. Weil sie aber genauso handeln, können sie sich selbst auch nicht achten. Auf diese Weise beleidigen sie ständig ihre Selbstachtung. Die chronische Selbstbeleidigung bewirkt, dass ein harmloser äußerer Anlass als Beleidigung aufgefasst wird.
Das Beleidigtsein des Profit-Idealisten
Der Profitidealist hält seine Wünsche und Ansprüche für Ideale. Er wünscht sich einen idealen Liebespartner. Ein anderes Ideal ist sein beruflicher Erfolg oder die Karriere, und er findet es ideal, das zu besitzen, was er sich wünscht.
Echte Ideale allerdings sind das Gegenteil von derartigen Profitidealen. Echte Ideale wie Aufgeschlossenheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Verantwortung und Wohlwollen sind Richtlinien, um in verschiedenen Situationen richtig zu handeln.
Warum sind Menschen, die keineswegs bösartig sind, sondern sich sogar für Idealisten halten, dennoch rasch verletzt und beleidigt?