Freitag 07. Juli, 2006
Den folgenden Text habe ich im April 2002 geschrieben. Er passt heute denn mehr je und ist einfach wahr. Deshalb - und weil das hier mein Blog ist - ziehe ich ihn wieder aus der Versenkung hervor. Einfach weil ich es so will, so fühle und eben deshalb!

Heute wollen wir uns einmal eine grundlegende Frage stellen; Weicht das «Verliebtsein», dieses Trunken vor Liebe, irgendwann einer vernünftigeren Form der Liebe?
Da steht vernünftigeren; kommt das nicht von Vernunft, etwas, das aus unserem Verstand gebildet wird? Unser Verstand ist ein tückisches Monster, welches uns immer wohl gebettet sehen will, uns Schmerzen und Leid vom Halse hält. Am liebsten wäre es unserem Verstand recht, wenn immer alles geregelt vor sich geht. Hier bekommst du etwas zu essen, hier liegst du weich, hier ist es warm. Es geht sogar soweit, dass unser Verstand uns Gefühle aufzwingt. Auch das Gefühl der Liebe.
Kennt ihr das? Am Anfang unserer Liebeskarriere reichte ein Blick des Gegenübers und unser Herz ging in Flammen auf. Heute sagt uns derselbe Blick vielleicht: Alarm, Alarm, Achtung Falle, mögliche Schmerzen in der Zukunft, nicht einlassen, wegsehen, Abstand halten ... etc. etc.
Es ist unser Verstand der Gutste; Er hat gelernt, dass wir in der Vergangenheit durch eben dieses warme Gefühl gelitten haben und will uns jetzt mit all seinen Mitteln gegen ein erneutes Leiden bewahren.
Andererseits versucht es uns auch zu einer Beziehung zu zwingen. Dann nämlich, wenn es gelernt hat, dass wir unter der Einsamkeit leiden. Aber schau doch mal, er/sie haben das und das für dich getan, er/sie sind doch sooo lieb und blablabla. Verstand eben. Nicht Gefühl. Nicht wir. Nur ein kleiner Teil von uns, den wir oft zu groß werden lassen.
Nein, das Trunken vor Liebe weicht nicht irgendwann. Das Trunken vor Liebe wird von uns ad acta gelegt. Nur um uns zu schützen. Weil wir Angst haben vor Schmerzen, vor dem Leiden. Unser Verstand nimmt die Zügel in die Hand und arrangiert sich mit dem Leben.
Es gab Momente in meinen früheren Beziehungen, da wusste ich nicht wohin, woher und wie weiter. Auf der einen Seite hat alles gepasst. Doch irgendwann kam immer wieder ICH vorbei, klopfte kurz an und ließ mich wissen: Hey Du Depp! Das ist Sie nicht, kriech aus deiner Höhle raus, du weißt doch genau wer SIE ist. Klar weiß ich wer SIE ist, aber das ist doch nicht möglich, unmöglich. Du Vollidiot, mich interessiert nicht ob das möglich ist oder nicht, ES IST! Sieh's endlich ein.
Nun, mein Verstand sagt mir, dass ich zu leiden habe. Klar, mein Herz riecht schon lange diesen ... Duft.
Was soll's. Dann wird halt gelitten.
Besser als mich selbst durch meinen Verstand belügen zu lassen!
image - elvira amrhein, »in wahrheit ist es liebe«