Samstag 23. Mai, 2009
Es geht drunter und drüber, sagt man so. Nicht hier; hier geht alles neue Wege.
Irgendwie habe ich an einem neuen Buch angefangen. Wahrscheinlich werden mich viele dafür hassen, vielleicht sogar sehr hassen. Entweder ich verbrenne es gleich nachdem ich damit fertig bin, oder ich wandere schneller als gleich nach Dänemark aus und lass' mich dort verbrennen. Es bleibt also spannend, so oder so.
Die Hauptsache ist aber dass ich meine schöne Wohnung aufgegeben habe. Einfach so, von einem Tag auf den anderen. Das Ganze nur, um in ein schöneres Haus zu ziehen. In ein paar Wochen. Mit Balkon, Garten, Terrasse, mehr Zimmer, Parkett, großem Keller und eben solcher Garage, einer schönen Küche, einem schönen Bad, einem herrlichen Garten und einem kleinen Teich. Alles Vorteile.
Irgendwo schlägt mich aber Wehmut. Als ich das erste Mal hier an meinem Briefkasten meinem Namen las, hatte ich Tränen vergossen. Vor Freude. Damals; nach knapp fünf Monaten Hotel und Naturfreunde-Haus, wo die Dusche und das Klo - man konnte nicht Toilette dazu sagen - auf dem Gang waren. Ich hatte in den letzten Wochen dort nur einen Wunsch gehabt; bloß nicht krank werden in diesem Loch! Durchhalten, bis ich eine Wohnung gefunden habe und dann lass' ich mir in Ruhe das Böse aus dem Leib schneiden. Aber nicht hier, nicht während ich auf einem Gemeinschaftsklo zum Pissen muss. So war diese schönste aller Dachwohnungen eine Erlösung, ein Neuanfang – und jetzt verlasse ich es, einfach so; von einem Tag auf den anderen.
Die Nachbarn freuen sich für mich, wünschen mir Glück. Ich sei ein angenehmer und sehr freundlicher Mitbewohner gewesen. Mehr sagen sie nicht, und ich ertappe mich bei dem Wunsch, irgendjemand solle mich festhalten versuchen. Aber warum sollte das jemand versuchen.
In Gedanken koche ich mir schon in der neuen Küche Kaffee, lese auf dem Balkon und schreibe im Arbeitszimmer an dem neuen Buch; das ich entweder gleich nachdem es fertig ist verbrenne oder ... nein, nach Dänemark will ich nicht auswandern. Die haben dort schlimmen Käse und auf dänisch klingt «ich liebe dich» eher wie ein Witz, als dass ich das je vor einem Kamin ernst zu einer Frau sagen könnte.
Wer will schon nach Dänemark.